Der heilige Stephan und die Wilde Jagd

Leben und Sterben, Geburt und Tod – beides liegt eng beieinander. Vielleicht war dies der Grund, warum man ausgerechnet den zweiten Weihnachtstag dem ersten Märtyrer der Christenheit widmete – dem heiligen Stephan.

Der erste Märtyrer

Die Apostelgeschichte kennt ihn als tatkräftigen und wortgewandten Vertreter seiner Sache. Die in einigen Gegenden als Weihnachtsgebäck bekannten “Pflastersteine”, eine Pfefferkuchenvariante, sollen an seinen Tod durch Steinigung erinnern.

Der Heilige der Pferde

Doch der “Steffl” und sein Tag am 26.12. sind für etwas ganz anderes bekannt: Es ist der Tag der Pferde, und Stephan ist ihr Heiliger. Doch von diesem Zusammenhang ist weit und breit in biblischen Quellen nichts zu finden. Man kann daher getrost davon ausgehen, dass sich hier ein älteres Fest einer heidnischen Pferdegottheit sich in Form der heute stattfindenden Umritte und Pferdesegnungen in die Gegenwart rettete.

Opfergaben, Umritte und Weihungen

Alles, was mit Pferden zu tun hat, steht heute im Mittelpunkt. Mancherorts wurden Pferde zur Ader gelassen, was durchaus als eine Erinnerung an frühere Pferdeopfer gedeutet werden kann. Bekannt sind die Kirchenumritte: Kutscher, Fuhrleute, Gendarmen – kurz: alle zu Pferde umreiten eine Kirche. Auch wechselten am Stefanitag Pferdeknechte, Stallburschen und Kutscher, die von ihrer Herrschaft nicht behalten wurden, ihre Arbeitgeber. Hafer wird außerdem geweiht und Wasser, das dann als Stephaniwasser Pferden kredenzt wird, mancherorts auch Brot, das in diesem Wasser getränkt wird. Das Stephanswasser soll ganz allgemein gegen Tod und Teufel schützen und Hexen fern halten.

Minnetrunk

“Windstill muss St. Stephan sein, / soll der Nächste Wein gedeih’n.” Soll will es die Bauernregel. Auch hier klingt eine ältere, vermutlich vorchristliche Schicht durch, denn am Gedenktag des Stephans ging es auch um Wein, der nun geweiht wurde. Dies war wiederum Anlass für so manches fröhliche Gelage gewesen sein durfte. Auch das Minnetrinken gehörte zu den Stephanibräuchen. Dazu statteten die Burschen ihren Mädchen einen Besuch ab und bekamen von diesen einen Schnaps ausgeschenkt.

Die wilde Jagd

In den Raunächten jagen wahlweise Gott Wotan, aber auch Frau Holle selbst, mit dem wilden oder wütenden Heer durch die Lüfte, natürlich auf Pferden. Hinter ihnen eine Heerschar von Geistern. Die Begegnung mit der wilden Jagd war gefährlich. Wurde man von ihr ergriffen, wirbelte einen die dahin hetzende Meute hinauf und ließ einen dann auf die Erde krachen. daher sollte man sich tunlichst auf den Erdboden legen, ganz flach, und hoffen, dass das wütende Heer über einen hinweg rauscht.

Der Schimmelreiter

Ein Nachfahre von Wotan dürfte der gespenstische Schimmelreiter sein oder auch der düstere Erlkönig, der allerdings auf einem Rappen reitet. In den Raunächten wurden noch bis in Hochmittelalter auf Bergeshöhen Pferdeopfer dargebracht. Das Blut dieser edlen Tiere soll die Erde wieder fruchtbar machen. So steht das Pferd symbolisch für die wilde Urkraft des Lebens.

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