Karfreitag: Der geopferte Gott

Das Geheimnis des Opfertodes

Die Christenheit gedenkt am Karfreitag (von althochdeutsch “kara” – “Kummer”) des Todes ihres Heilands – ein schwarzer Tag für alle, die in Jesus Christus ihren Erlöser sehen. Sein Tod am Kreuz begründet jedoch erst den Sinn dieser Religion. Durch sein Leiden und seinen Tod nahm Jesus die Sünde der Menschen auf sich. So wurde das Kreuz zum Symbol des Versprechens, dass es in Christus Rettung vor der Verdammnis gebe und ewiges Leben zuteil werde. Der Opfertod bringt die Erlösung und den Sieg über die Hölle.

Doch der Karfreitag ist nur der Auftakt: Das Mysterium beginnt erst mit dem Tod, und es endet mit der Auferstehung von den Toten – der Geburt zu neuem Leben. Genau darin wird das Geheimnis der Osterzeit vollkommen.

Auferstehung von den Toten – ein alter Mythos

Der geopferte Gott – dieses Motiv reicht weit über die christliche Mythologie hinaus, es ist vielmehr ein alter Menschheitsmythos, den wir in vielen Kulturen wiederfinden. Da ist beispielsweise Osiris, der ägyptische Gott der Unterwelt, der von seinem Bruder Seth getötet und von seiner Gemahlin Isis wieder zum Leben erweckt wird oder Dumuzi, dessen Tod und Wiederauferstehung von den Sumerern alljährlich gefeiert wurde. Die antiken Griechen verehrten Dionysos, der auf Geheiß der eifersüchtigen Hera in Stücke gerissen wurde, um dann von Mutter Erde wieder belebt zu werden.

Hinter diesen alten Vorstellungen entdecken wir die Idee des Kreislaufs von Leben und Tod: Nur was stirbt, kann zu neuem Leben erwachen. Es ist daher kein Wunder, dass diesem Mysterium im Frühling rituell gedacht wird, wenn die Natur aus dem Tod des Winters wieder aufersteht und sich zu neuer Herrlichkeit erhebt.

Bräuche rund um den Karfreitag

Zahlreiche Verbote begleiten diesen höchsten Feiertag, angefangen vom strengem Fasten über verordnete Stille bis hin zum viel diskutierten Tanzverbot. Vielerorts schweigen die Glocken und Orgeln. Die Arbeit muss ruhen – aber nicht überall: Heute geht man durch die Obstgärten – bevorzugt vor Sonnenaufgang -. schlägt die Bäume mit Ruten, um ihre Fruchtbarkeit zu steigern, schüttelt das welke Laub von den Ästen und besprengt sie mit geweihtem Wasser. In diesen Bräuchen schimmert noch etwas von der Vorstellung durch, dass wir Menschen an solchen magischen Tagen der Natur auf die Sprünge helfen können. Manche Quellen und Brunnen sollen am Karfreitag Wasser spenden, das Krankheiten zu heilen vermag und das ganze Jahr über vor Durst bewahren wird.

Dass der Karfreitag im Volksglauben mehr ist als nur ein stiller Feiertag, belegen diese Vorstellungen: Sieht man am Karfreitag zur Zeit des Passionsgottesdienstes ein Geldstück auf dem Boden rollen, so greife man sich schnell mit der Hand an den Kopf: Wie viele Haare man anfasst, so viele Geldstücke findet man im Jahr. Die angefassten Haare aber fallen aus. Wer sich an diesem Tag die Haare schneiden lässt, der bleibt ein Jahr von Kopfschmerzen verschont. Wer an diesem Tag im fließendem Wasser badet, der hat ein Jahr lang keine Mühe, früh aus dem Bett zu kommen. Am Karfreitag vor Sonnenaufgang wird auch die Wünschelrute geschnitten mit folgenden Worten:

Gott grüße dich, du edles Reischen!
Im Namen Gottes des Vaters sucht ich dich,
Im Namen Gottes des Sohnes fand ich dich,
Im Namen Gottes des heiligen Geistes schneid ich dich.

Mit einer solchen Rute sollen unterirdische Schätze gefunden werden.

Symbolik des Fisches und andere Speisen

Am Karfreitag darf man kein Tier einspannen, weder pflügen noch graben, denn Jesus ruht in der Erde. Auch Fleisch darf nicht geschlachtet werden. Allenthalben bekannt ist daher die Sitte, am Karfreitag Fisch zu servieren. Der Fisch hat eine doppelte Bedeutung, steht er doch für Christus selbst, erinnert aber zugleich auch an den Wal”fisch”, der einst Jona verschlang, um ihn dann nach drei Tagen und drei Nächten wieder auszuspeien – ein sinnfällige Anspielung auf Sterben und Auferstehung Christi.

Spezielle Speisen zu Karfreitag werden an einigen Orten kredenzt. In Tirol bäckt man beispielsweise Ölkuchen, der ohne Butter auskommen muss, weil tierische Fette erst wieder zu Ostern gestattet sind. Andernorts gibt es Karfreitagsbrezeln, die ein Bräutigam seiner Braut auf einem Stecken aufgefädelt vorbeibringt. In der Früh wird frisches Brot gebacken, so genanntes Kreuzbrot. Diese sind aus Hefeteig, der mit Zimt, Rosinen und anderen Gewürzen veredelt wird. Wenn sie aufgegangen sind, werden die Teiglinge mit einem Kreuzzeichen versehen und dann gebacken. Angeblich soll dieser Brauch schon aus vorchristlicher Zeit stammen, die alten heidnischen Symbole wurden jedoch durch das Kreuz ersetzt.

Ein skurriler Brauch ist das so genannte Karfreitags-Ei. Man bäckt aus Teig die Buchstaben des ABC, zerbröselt sie anschließend und mischt sie mit einem fein gehackten gekochten Ei, das an diesem Tag gelegt worden sein muss. Diese Mischung gibt man den Schulkindern zu essen, denn es soll sie schlau machen. Möge es nützen!

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