Magischer Gründonnerstag

Die Greinenden

Auch wenn die Farbe Grün am Gründonnerstag in vielen Überlieferungen eine wichtige Rolle spielt, leitet sich der Name dieses Tages einer populären Lesart nach von dem mittlerweile veralteten Wort “greinen” für jammern und klagen ab. Wir erinnern uns: Am Aschermittwoch wurden die Büßer ausgeschlossen und in die Fastenzeit geschickt. Mit dem Gründonnerstag, dem Tag vor der Kreuzigung Christi, werden sie wieder in den Schoß der Kirche aufgenommen. Diese Büßer wären die Weinenden, Greinenden, die nun wieder Anlass zur Freude hätten. Genau diese Büßer wurden aber auch als “die Grünen” (lat. “virides”) bezeichnet, denn nach einer Deutung des 31. Vers aus Kapitel 23 des Lukasevangelium steht das grüne Holz für die von den Sünden befreiten Büßer, die wieder zu neuem Leben erwachen. Daher sollte an diesem Tag etwas Grünes zu sich genommen werden, vorzugsweise Gemüse, zum Beispiel Spinat oder grüne Kräuter.

Thors Leibgericht? Grünkohl mit Nesseln

Einem sehr alten Brauch zufolge soll  man Grünkohl zu sich zu nehmen, gemischt mit Nesseln. Wenn kein Kohl vorhanden ist, wird dieser durch ein anderes grünes Gemüse ersetzt. Lieferant darf auch gerne die Wiese und der eigene Garten sein. Suppen aus Kräutern sind sehr beliebt, wobei die Anzahl und die Auswahl der Kräuter symbolisch sind: sieben Kräuter oder sogar neun, darunter Sauerampfer und Löwenzahn, Frauenmantel und Brennnessel. Andernorts werden spezielle grüne Speisen zubereitet, zum Beispiel schwäbische Maulschellen, mit Kräutern und Gemüse gefüllte Nudeln, die böhmischen Spinatkrapfen aus Kartoffelteig oder die grünen Pfannkuchen aus dem Schwarzwald.

Doch vielleicht war es auch ganz anders, und die Farbe Grün war vor der christlichen Interpretation da, denn manch einer vernutet hinter den grünen Speisen einen alten heidnischen Brauch, der die Kraft des Frühlings beschwören soll. Grünkohl mit Brennnesseln sei gar in Verbindung mit dem Donnergott Thor/Donar zu sehen, dem zu Ehren dieses Gemüse an dem ihm heiligen Tag – dem Donnerstag – serviert würde.

Es grünt so grün …

Dass Grün die Farbe des Frühlings ist, leuchtet ein. Jetzt zeigt sich die Natur von ihrer kraftstrotzenden Seite, die Bäume schlagen aus, die Säfte steigen und überall zeigt sich das erste, zarte Grün. Die Kraft, die nun überall zu spüren ist, kann nach alter magischer Vorstellung in das eigene Leben übertragen werden, indem man es der Natur gleich tut – und dem Grünen einen Platz in seinem Leben einräumt. Damit befindet man sich im Einklang mit dem Rhythmus der Natur. Einer böhmischen Tradition zufolge soll man Brot mit Honig essen, denn in diesem sammele sich die Kraft der Natur ganz besonders.

Magische Eier

Auch wenn in der Karwoche die Arbeit eigentlich ruhen soll, gilt für den Gründonnerstag eine Ausnahme: Wer jetzt Blumen, Gemüse und Kräuter aussät, der wird besonders segensreiche und heilkräftige Ernte einfahren. Auch Eier, die an diesem Tag gelegt werden, sollen besonders wirkmächtig sein. Sie wurden “Antlass”-Eier genannt, weil es Ablass für die sündigen Büßer gibt. Die Überlieferung will, dass diese Eier das ganze Jahr über frisch bleiben, sollen Haus und Hof und die Bewohner schützen. Man legte sie als Schutz gegen Donner und Blitz unter den Dachfirst (Thor lässt wieder grüßen), glaubte auch, dass sie prophetische Kraft besäßen. Andernorts färbte man diese Eier, ließ sie beim Ostergottesdienst segnen und aß sie dann im Kreise der versammelten Familie. Alle, die dabei am Tische saßen, könnten nicht verloren gehen übers Jahr und sobald einer sich verirre, müsste ein anderer nur an ihn denken und sie oder er fände wieder heim. Kleider wurden heute an die frische Luft gehängt, damit sie vor Ungeziefer geschützt bleiben und das Haus wurde mit einem neuen Besen gekehrt, um das Glück in die vier Wände zu zaubern. Überhaupt liegt Magie in der Luft an diesem Tag, denn nun öffnen sich auch die Zugänge zu verborgenen Schätzen.

Heidenlärm

An den Donnergott Thor/Donar mag auch die Rumpelmette erinnern, die bereits am Vorabend des Gründonnerstags abgehalten wurde. Dabei zog man nicht nur mit Holzratschen in die Kirche – die Kirchenglocken verstummen in vielen Gegenden bis zur Auferstehung am Sonntag und werden durch Klapperinstrumente ersetzt -, sondern veranstaltete mit mit Stöcken, Prügeln, Brettern und Schlegeln einen “Heidenlärm”, der eines Donar würdig gewesen wäre.

Besinnlicher geht es dann am Abend des Gründonnerstags zu, auch Hoher Donnerstag genannt, denn nun wird dem heiligen Abendmahl gedacht, dem Vorabend der Kreuzigung. Ob dabei hauptsächlich grünes Gemüse auf den Tisch kam, ist allerdings nicht bekannt.

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