Silvester, die Jahreswende – und der Wilde Mann

Der Name des Festtages zum Jahreswechsel rührt vom Schutzpatron dieses Tages her: Papst Silvester I. Schuld daran ist die Gregorianische Kalenderreform im Jahr 1582. Drin wurde der letzte Tag des Jahres vom 24. Dezember auf den 31. Dezember verlegt und dieser war sowohl Namens – als auch Todestag des Papstes. Doch wer ist eigentlich dieser Silvester?

Ein Papst für die Jahreswende

Noch zu Zeiten der Christenverfolgung wurde Silvester zum Priester geweiht. Doch schon bei seiner Weihe zum Bischof ernannte Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion. So war Silvester der erste Papst, der nicht mehr fürchten musste, als Märtyrer zu sterben. Dennoch wird in vielen Legenden Silvesters Standhaftigkeit während der Christenverfolgungen gelobt. So soll er sich erfolgreich gegen die Herausgabe der von ihm verwahrten Besitztümer seiner Glaubensbrüder gewehrt haben, die der römische Statthalter angeordnet hatte. Später erstickte der Statthalter beim Essen an einer Fischgräte, nachdem ihn Silvester zuvor vor einem solchen Tod gewarnt hatte.

Silvester erhält von Konstantin die Papstkrone Fresko in Santi Quattro Coronati in Rom (1247)

Eine anderen Legende zufolge soll Kaiser Konstantin von Silvester überredet worden sein, der Kirche große Gebiete um Rom abzutreten. Die sogenannte Konstantinische Schenkung begründete und festigte den Machtanspruch der Kirche, obwohl sich die Dokumente schon im 15. Jahrhundert als Fälschung entpuppten. Gleichwohl bleibt Papst Silvester eng mit der Gründung der kirchlichen Macht und dem Ende der Christenverfolgung verbunden, war er es doch, der einer weiteren Legende zufolge den Kaiser mit Gottes Hilfe vom Aussatz heilte.

Warum Silvester Silvester heißt

Im Gegensatz zu den USA findet sich der Name Silvester in Deutschland relativ selten, denn in deutschsprachigen Gebieten wird Silvester eher mit dem Jahreswechsel in Verbindung gebracht. Übersetzt bedeutet Silvester in etwa „der Waldmann“ oder „Waldmensch“ abgeleitet vom lateinischen Wort „silva“ für Wald. Erzählungen über Waldmänner oder Waldmenschen hatten vor allem den Zweck, die ursprüngliche Kraft und Wildheit der Natur darzustellen. In vielen Ländern wird deshalb der Name Silvester, oder auch Sylvester in seiner amerikanisierten Form, gerne getragen, da er mit Stärke und Kraft in Verbindung steht.

Der Mann aus dem Wald

Man glaubte, so genannte wilde Männer und Frauen würden sich in den Tiefen der Wälder verstecken. Manchmal werden sie wie von riesenhafter Gestalt dargestellt, mal mit Blättern im Haar oder als Schurz gebunden, einen Baumstamm schulternd, dann wieder als über und über behaarte Wesen, eher wie Affen mit aufrechtem Gang. Wir finden sie sogar auf manchem Wappen wieder, wo sie dazu bestimmt sind, das Schild zu halten. Gab es diese wilden Menschen wirklich? Und gibt es sie vielleicht in sehr entlegenen Gebieten der Welt immer noch? Wer hat noch nicht die Geschichten vom Yeti im Himalaya gehört oder vom unheimlichen Bigfoot in Amerika?

In dieser Darstellung überrascht der wilde Mann, der Jagd auf das Einhorn macht. Zu finden im Bayerischen Nationalmuseum.

Wir dem auch sei: Auch wenn es nur der Name des Papstes ist, der diesem Tag seine Bezeichnung gab – er passt zu den Raunächten, in denen die wilden Wesen, die in Felle gekleideten Dämonen ihr Unwesen treiben, die „Rauen“. Immerhin sind wir jetzt in der Mitte der Zeit „zwischen den Jahren“ angekommen, gewissermaßen ihrem Höhepunkt. Deshalb wurde gerade in dieser Nacht geräuchert und die Mettenkerze erneut angezündet und die ganze Nacht brennen gelassen, bis das neue Jahr das alte abgelöst hatte …

Wilde Bräuche

Vielleicht erinnern einige rätselhafte Bräuche der Silvesternacht an diesen Zusammenhang. So gab es vor allen Dingen in alpenländischen Regionen die Tradition, dass ein als Silvester oder „Altes Jahr“ verkleideter junger Mann am Ofen harrte, während sich alle anderen beim Warten auf das neue Jahr amüsierten. Sein einziges Privileg: Sobald sich eine junge Frau ihm näherte, durfte er aufspringen und sie küssen. Kurz bevor es Mitternacht schlug, verteilte der Hausherr grüne Zweige an alle Gäste. Wenn dann die Glocke 12 Uhr schlug, wurde der Silvester unter Gejohle und Geschrei mit den Ruten aus dem Haus getrieben. „Silvesterschlagen“ wurde dieses derbe Spiel genannt.

Hans Sebald Beham (1500–1550)

In Ostpreußen und Norddeutschland tritt der Neujahrsbock oder Neujahrsschimmel auf. Er bringt den Kindern Geschenke, neckte die Mädchen, indem er sie mit Lebensruten schlug und ihnen die Zukunft vorhersagte. In der Schweiz wiederum kennt man die „Schnabelgeiß“, eine weitere dämonische Gestalt der Raunächte. Diese wird von einem Engel in der Silvesternacht durch den Ort geführt, als Zeichen, dass das Gute das Wilde immer noch im Griff hat … oder sich wenigstens darum bemüht.

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