Vorbereitung auf die Auferstehung
Der Karsamstag ist der zweite Tag nach der Kreuzigung Christi (die als der erste Tag zählt). Erst am dritten Tag wird Christus auferstehen. Daher steckt dieser Tag wie zwischen Baum und Borke: Die Trauer um den Tod des Heilands und die Freude auf seine Auferstehung mischen sich.
Während der Karfreitag ein stiller Tag ist, herrscht in aller Regel reges Treiben am Karsamstag, denn es gibt viel zu tun angesichts des anstehenden Osterfestes. In vielen Gegenden ist dieser Tag der Reinigung von Haus und Hof vorbehalten. Die Böden werden gescheuert, die Stube geschmückt, Ostergebäck und Brote werden gebacken. In Russland wird dieser Tag auch der Färbersamstag genannt, denn nun sitzt die Familie zusammen und bemalt die Ostereier. Trotz aller Vorbereitungen ist dies noch kein fröhlicher Tag, denn erst in den frühen Morgenstunden des folgenden Sonntags wird sich das Grab des Heilands öffnen. Mit dem Sonnenuntergang beginnt dann die Osterwache, die in früheren Zeiten bis zum Morgengrauen dauern konnte.
Das Feuerwunder
In dieser Nacht der Nächte wird nicht nur getauft, viele Wunder können sich in ihr oder in ihrem Vorfeld ereignen. Berühmt ist das Feuerwunder in der Grabeskirche zu Jerusalem, das alljährlich beobachtet wird, allerdings nur am Karsamstag des orthodoxen Osterfestes, das nach dem julianischen Kalender berechnet wird und daher eine Woche später als das katholische Ostern stattfindet. Schon seit dem 8. Jahrhundert wird davon berichtet. Etwa gegen 14:00 Uhr betritt der Patriarch von Jerusalem die kleine Grabeskirche mit zwei Kerzen – alleine. Zuvor wird er akribisch nach Streichhölzern, Feuersteinen oder ähnlichem durchsucht. Dort kniet er vor dem Grab Christi nieder. Ein bläuliches Licht entweicht aus dem Inneren des Steins, auf dem Jesus aufgebahrt wurde – es steigt auf “wie ein Nebel aus einem See”. Dann formt es sich zu einer Säule, an der der Patriarch die Kerzen entzündet. Dieses heilige Feier wird dann an die vor der Kirche wartenden Gläubigen weitergegeben und soll die bemerkenswerte Eigenschaft haben, in den ersten Minuten nicht zu versengen. Es heißt, wenn einst das Heilige Feuer nicht mehr auf das Grab herabsteige, wäre das Ende der Welt gekommen …
Das Licht vertreibt die Finsternis
Überhaupt spielt Feuer eine wichtige Rolle in der Nacht der Nächte. Am Karfreitag wurden alle Lichter gelöscht, mit der Auferstehung Christi erhebt sich ein neuer Lebensfunke aus der Dunkelheit. Aus diesem Grund wird vielerorts vor den Kirchen ein geweihtes Feuer geschlagen, an dem die Osterkerze entzündet wird. Diese wird dann feierlich in die Kirche getragen und mit ihr alle Lichter in der Kirche entflammt. Das Licht vertreibt die Finsternis. Wer eine eigene Osterkerze mitnimmt, kann diese mit nach Hause nehmen. Dort soll sie das Haus das ganze Jahr über beschützen und wird immer dann angezündet, wenn Krankheit und Not droht. Früher trug man auch mit Hilfe eines Kienspans das Osterfeuer heim und entzündete damit das Herdfeuer.
Wildes Treiben um flammende Feuer
Auch größere Feuer werden in einigen Gegenden immer noch entzündet. Alles Brennbare wird an einem Ort gesammelt, Holz, Stroh, Gerümpel, Besen, übriggebliebene Weihnachtsbäume. Aus dem Osterfeuer wird ein Frühlingsfeuer, mit dem man die alte Zeit zu Asche brennt, damit sich die neue Zeit aus dieser erheben kann. Mancherorts werden diese Feuer auf Hügeln entfacht und dann darum getanzt. Man verbringt die ganze Nacht mit Feiern und Gelagen rund um das Feuer – bis die Sonne eines neuen Tages aufgeht. Diese eher heidnischen Bräuche erinnern an die wenig später aufflammenden Feuer des keltischen Beltainefestes, das mit unserer Walpurgisnacht gleich gesetzt wird.
Zauberkraft des Osterwassers
Viele zauberische Bräuche sind zu dieser Nacht überliefert. Nicht nur das Feuer besitzt nun magische Kräfte, sondern auch das Wasser. Osterwasser, aus bestimmten Quellen geschöpft, soll besonders heilkräftig sein und überdies jung und schön erhalten. Wichtig war, das Wasser schweigend einzusammeln. Nicht ein Wort durfte über die Lippen kommen, während man es heimholte. Am besten bricht man nach Mitternacht auf, muss aber spätestens bei Sonnenaufgang wieder daheim sein.
Auch das Wasser, dass des Nächtens vom Himmel fällt, besitzt in der Nacht von Samstag auf Sonntag Zauberkraft, ob Tau, Regen oder sogar Schnee. So war es an vielen Orten Brauch, Bettlaken in dieser Nacht auf Wiesen auszubreiten und sie mit dem Tau der Osternacht zu waschen. Wer noch vor Sonnenaufgang sich in den feuchten Wiesen wälzt, bleibt gesund das ganze Jahr.
In die Traditionen um heil- und segenbringendes Wasser zur Osterzeit gehört auch der in der Fränkischen Schweiz verbreitete Brauch, die Brunnen zu Ostern festlich zu schmücken. Neben bunt gefärbten Eiern kommen Girlanden, Blumen und Fichtenzweige zum Einsatz. Alles wird kunstvoll um und über den Brunnen geflochten, mancherorts entstehen richtige Kronen. Auch in der Schweiz und im Erzgebirge ist dieser Brauch überliefert.