Ostermagie am Ostermontag

Ostermontag – immer noch Ostern

Der heutige Ostermontag ist für die meisten wohl eher ein gesetzlicher Feiertag denn ein Teil des frohösterlichen Geschehens. Dabei war er in früheren Zeiten fester Bestandteil der Osterzeit und wurde mit einigen Bräuchen verbunden. Die fortgesetzte Arbeitsruhe hat spirituelle Gründe.

So galt dieser Tag in einigen Gegenden als einer, an dem die Frauen das Sagen hatten. In Bayern wird überliefert, dass an diesem Tag sich junge Männer von ihren Angebeteten rot gefärbte Ostereier abholen konnten. Im Gegenzug wurden die Mädchen ausgeführt und ihnen mussten alle Wünsche erfüllt werden.

Der Ursprung des Osterspaziergangs

Zentrale Geschichte dieses Tages ist der Emmausgang, eine biblische Episode, die sich am Tag der Auferstehung ereignet haben soll. So berichtet das Lukas-Evangelium, dass sich Jüngern Christi auf dem Weg nach Emmaus ein Unbekannter zugesellte, der sich später als der auferstandene Jesus offenbarte. Neben regelrechten Pilgerfahrten anlässlich dieses Ereignisses erinnert der traditionelle Osterspaziergang daran. Zugleich ist es der erste Tag außerhalb der österlichen Fastenzeit, ab jetzt darf wieder nach Herzenslust geschlemmt werden.

In Traunstein im Chiemgau findet der alljährliche Georgiritt an diesem Tag statt. Bis zu fünfhundert Pferde, festlich geschmückte Wägen und zahlreiche Musikkapellen ziehen durch die Straßen und feiern den Frühling. Ein Schwertertanz auf dem Marktplatz krönt dieses Spektakel, er soll den Kampf des Frühlings gegen den Winter verkörpern. Feldumgänge werden nun zelebriert. Dabei geht der Bauer zusammen mit allen Bewohnern von Haus und Hof um seine Getreidefelder, betend, singend und räuchernd.

Unfreiwillige Wassertaufe

Ein etwas rabiater Brauch ist aus Polen bekannt, das Smigus Dyngus – das Osterspritzen, auch Tag des Wassergießens genannt. Während früher nur Mädchen von neckischen Buben im Vorbeigehen mit blütenduftendem Wasser benetzt wurden, artet dies heute in allgemeine Wasserschlachten aus, bei denen Passanten mit Wasserbeuteln beworfen und aus Eimern und Kübeln begossen werden. In sittsameren Zeiten erachtete man des Bespritzen mit Wasser sogar als Geschenk, das mit einer Gegengabe belohnt wurde, zumeist einem bunt bemalten Ei. Die Hintergründe für diesen Wasserbrauch liegen im Dunkeln, ein magischer Hintergedanke, der mit Fruchtbarkeit zu tun hat, lässt sich jedoch nicht verleugnen.

Das Ei des neuen Lebens

Das Ei spielt in der gesamten Osterzeit eine tragende Rolle. Ostern ohne Ostereier, das ist undenkbar. Wer nach der Bedeutung dieses Brauchs forscht, wird schnell auf Ansichten stoßen, die einen symbolischen Hintergrund ablehnen. So ist zu lesen, dass die Eier deshalb nun vermehrt auf den Tisch kamen, weil sie die Fastenzeit über als tierisches Produkt nicht angerührt wurden und nun dringend verbraucht werden mussten, schließlich stoppten die Hühner ihre Eierproduktion nicht. Die Eier, die in der Fastenzeit gelegt worden waren, wurden gekocht und rot gefärbt, um sie als nicht mehr frisch zu kennzeichnen.

Doch ignoriert diese etwas prosaische Erklärung, dass das Ei in vielen Kulturen und zu allen Zeiten ein wichtiges Sinnbild für das neue Leben war. Nach dem orphischen Mythos der Antike ist die gesamte Welt aus einem Ei entsprungen. Dass ausgerechnet zu Ostern, einem Fest, das die Wiederauferstehung des Lebens feiert, ob in Gestalt des Heilands oder der Kräfte der Fruchtbarkeit der Natur, Eier zum zentralen Symbol werden, scheint mehr als schlüssig. Ein Eierüberschuss spielt diesem Umstand ganz praktisch in die Hände. Und die Farbe Rot als Farbe des Lichts und des Lebens ist in diesem Zusammenhang sicher auch kein Zufall.

Ein Symbol der Auferstehung

Im Grunde ist das Wie und Warum eines Brauchs unerheblich, denn: Wenn er entsteht und sich hält, dann bewegt er bei den Menschen etwas – so nüchtern der ursprüngliche Anlass auch gewesen sein mag. Menschen tragen die Symbole in sich und entdecken das Symbolische in allem, was sie umgibt. Und so wundert es nicht, dass das Ei aus christlicher Perspektive passend zur Ostergeschichte gedeutet wird: Es symbolisierte das Grab Christi, das äußerlich hart und leblos ist, im Inneren aber das neue Leben enthält. Wie das Küken die Schale durchbricht und aus dem Ei schlüpft, so ist der Heiland auferstanden. Diese Lesart lässt sich bereits bis in das erste Jahrhundert nach Christus zurückverfolgen, also lange vor einem Eierverbot in der Fastenzeit. Man schenkte sich Eier, weil sie das neue Leben versinnbildlichten.

Magische Kräfte

Farbige Eier sind seit dem 12. Jahrhundert überliefert. Die Hauptfarbe ist dabei Rot. Später wurden sie mehrfarbig und immer kunstvoller verziert, insbesondere in den Ländern Osteuropas. Nicht nur christliche Symbolik fand dabei Anwendung, auch andere magische Symbole und Zaubersprüche fanden Platz.

Magische Kräfte soll das Osterei darüberhinaus besitzen. So galt es als Christenpflicht, zu Ostern ein Ei zu essen, um das ganze Jahr über gesund zu bleiben. Besser noch ist es, das Osterei mit anderen zu teilen, denn wer sich im Laufe des Jahres verirrt, der muss nur an die Person denken, mit der oder sie das Ei geteilt hat, dann würde er umgehend wieder heim finden. Manch einer grub es unter der Türschwelle des Hauses ein, um das Haus vor Unglück zu bewahren. Eine Feuersbrunst soll aufhören, wenn man rückwärts ein Osterei hineinwirft. Schalen der Ostereier dürfen nicht weggeworfen werden, denn sie besitzen Zauberkraft: Ums Haus gestreut halten sie Ungeziefer ab. In Russland findet sich der Glaube, dass eine Maus, die von einem Osterei nascht, zu einer Fledermaus wird.

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