Wundervolle Katharinennacht – Stille und Besinnung

Heute Nacht, mit dem Einbruch der Dunkelheit, beginnt der Festtag der heiligen Katharina von Alexandria. Seit dem 8. Jahrhundert wird diese Frau verehrt. Schön war sie und vor allen Dingen klug und äußerst gebildet.

Zu schön und zu klug

Der Legende nach wies sie alle Verehrer ab, denn sie erkannte, das keiner ihr ebenbürtig war. Schließlich trat sie zum christlichen Glauben über. Als sie den Kaiser bekehren wollte, lud dieser sie zu einer Diskussion mit fünfzig Gelehrten ein, die Katharina davon überzeugen sollten, sich dem heidnischen Glauben wieder zuzuwenden. Doch alle fünfzig Philosophen konnten der klugen Frau nicht das Wasser reichen – und traten am Ende selbst zum Christentum über. Der wütende Kaiser ließ Katharina mit dem Rad foltern und schließlich enthaupten. Engel, so will es die Sage, trugen daraufhin den Leichnam der Katharina auf den Berg Sinai, wo das heute noch berühmte Katharinenkloster zu finden ist.

Das Rad muss still stehen

Das Rad ist das Erkennungszeichen der heiligen Katharina, meist ist es gebrochen dargestellt, denn während der Folter solle es zerbrochen sein. An ihrem Festtag, so will es der Brauch bis in die heutigen Tage, sollen daher ihr zu Ehren alle Räder stille stehen. Die Mühlräder wurden angehalten, niemand fuhr einen Wagen und auch die Spinnräder blieben stehen. Sogar Uhren wurden angehalten. Überhaupt sollte man keine drehenden Bewegungen vollführen, also auch nicht Tanzen. So erklärt sich der Spruch: “Sankt Kathrein stellt das Tanzen ein.”

Auftakt zur “staden Zeit”

Mit der Katharinennacht vom 24. auf den 25. November beginnt die “stade Zeit”, die Zeit der Besinnung und der Rückzug auf sich selbst und das Private. Stillstand ist angesagt, Innehalten, das Rad der Zeit anhalten. Eine Tradition, die uns heutigen Menschen angesichts des gerade jetzt einsetzenden Lärms und Trubels rund um die Weihnachtszeit wohl verloren gegangen ist. Dabei bedeutete auch früher die stille Zeit nicht Verzicht auf Geselligkeit und Vergnügen. Man traf sich in den Spinn- oder Lichtstuben, um gemeinsam zu handarbeiten und sich zu unterhalten. Es waren durchaus vergnügliche Stunden, die man miteinander verbrachte, sowohl für Männer als auch für Frauen. Geren kam man sich zu diesen Gelegenheiten näher und so manche Liebschaft nahm hier ihren Anfang.

Der Kreislauf des Lebens

Der Schlüssel zum tieferen Verständnis der Katharina ist das Symbol des Rades. Der Winter steht vor der Türe. In vorchristlichen Kulturen war Das Rad immer schon ein Symbol für den Lauf der Sonne über das Jahr hinweg, ja, für die Sonne selbst. Nun steht dieses Rad still, denn das Leben verabschiedet sich von der Oberfläche. Die Phase der Fruchtbarkeit ist zu Ende. Im Gewand der Katharina ist das Geheimnis dieser Jahreszeit verschlüsselt.

Ein Augenblick der Stille

Heute wird sich niemand mehr an die Regeln halten, die einst die Katharinennacht zu einer Nacht des Stillstandes machte. Doch auch wir Heutigen können dem Grundgedanken der Stille wieder etwas abgewinnen. Vielleicht nutzen wir diese Zeit für ein kurzes Innehalten und Besinnen auf uns selbst, einen Augenblick der Stille, in dem wir uns fragen können: Was geht für mich gerade zu Ende? Und auf welche Weise soll sich Das Rad meines Lebens weiterdrehen?

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