Die Nacht auf den 13. Dezember ist die Luziennacht, eine weitere bedeutende Losnacht der Vorweihnachtszeit – und zugleich eine der unheimlichsten … Doch wie schon in den Losnächten davor spiegelt sich hier das grundlegenden Thema dieser Zeit wider: Licht und Finsternis …
Über die heilige Luzia ist historisch gesehen nur wenig belegt. Sie kam wohl um 286 als Tochter eines Kaumanns in Syrakus in Sizilien auf die Welt. Sie gilt als Schutzheilige der Kutscher, Sattler, Glaser, Schneider oder Weber, aber auch der Bauern, Hausmeister, Optiker, Notare und Schriftsteller.
Die Frau mit den Augen
Als nach dem Tod des Vaters auch noch die Mutter erkrankt, unternimmt Lucia eine Wallfahrt und die Mutter wird wieder gesund. Das bestärkt Lucia in ihrem Glauben und sie bittet darum, ihr Leben in Keuschheit und Armut zu verbringen. Die Mutter erlaubt daraufhin die Absage der geplanten Hochzeit und Lucia verschenkt ihre Aussteuer an die Armen. Ihr ehemaliger Verlobter gerät darüber so in Zorn, dass er sie an den Präfekten verrät und Lucia das Schicksal einer Märtyrerin erleidet und schließlich durch einen Schwertstich in den Hals getötet wird.
Die Lichterkönigin
Während sich bei uns der Brauch zu Ehren der Lucia in Grenzen hält – bekannt ist beispielsweise das “Lichterschwemmen” in Fürstenfeldbruck -, ist ihr Tag in Schweden und anderen skandinavischen Ländern ein ganz besonderes Fest. Es beginnt am Morgen in den Familien, wo traditionell die älteste Tochter zur Lucia gekürt wird. Sie bekommt ein weißes Gewand, gegürtet mit einem roten Band. Dann wird sie mit einem Kranz mit Kerzen gekrönt. Manchmal folgen ihr andere Mädchen, die alle Kerzen in der Hand halten. Auch die Burschen dürfen mitmachen, und zwar als Sternknaben mit spitzkegeligen Hüten, als Pfefferkuchenmännchen und Wichte. Diese Prozession zieht dann durch die Straßen. Es werden Lieder gesungen und mancherorts wird auch die Lucia des Ortes gewählt. Traditionell gibt es die Lussekatter (“Lichtkatzen”), ein Safrangebäck, oft in Form von Doppelspiralen.
Die bluadige Luz
Die Nacht auf den 13. Dezember gehört zu den unheimlichsten Losnächten, denn hier sie ist nicht nur der Lichtgestalt Luzia heilig, sondern auch ihrem finsteren Zwilling, der bluadig’n Luz’ … Auch wenn diese beiden Gestalten in der heutigen Zeit nur noch wenigen wirklich bekannt sind, besitzen sie eine ganz eigene Faszination, der wir in diesem Kapitel des Kurses auf den Grund gehen wollen.
In der Doppelgestalt Luzia/Luz spiegelt sich das Grundthema der Losnächte und der späteren Raunächte wieder: Licht und Dunkelheit als zwei sich wechselseitig bedingende Urprinzpipien alles Lebendigen. Das Schöne und das Hässliche, das Fromme und das Dämonische, das Liebliche und das Grausame … beides ist unzertrennlich.
Die Dunkelnächte beginnen
Der Tradition nach beginnen mit der Luziennacht die Dunkel- oder Sperrnächte. Was es damit auf sich hat und wie du diese für dich als Vorbereitung zu den Raunächten nutzen kannst, erfährst du in diesem Beitrag: